Warum der Gleichstand bei der SPÖ-Mitgliederbefragung trügt >> Öffi-Baustellen im Sommer: Wo Sie mit Behinderungen rechnen müssen >> Fragen Sie Frau Andrea: Wer oder was ist eine „Schreamsn“?
Wetterkritik: Die Übergangszeit findet heuer aus Kostengründen (ja, diese Inflation!) leider nicht statt, deshalb gibt es heute wieder einen Sommertag – anfangs strahlend sonnig bei Temperaturen bis 25 Grad. Ob sich das für den Nachmittag angekündigte Gewitter ausgeht, hängt von der Höhe der Blitz- und Donnerpreise ab.
Guten Morgen!
Keine Ahnung, ob Sie eine emotionale Nähe zur SPÖ haben oder nicht – aber wer gestern, aus welchen Gründen auch immer, dringend auf Klarheit gehofft hat, wen die Partei nun an der Spitze sehen will, der (w/m/d) wurde enttäuscht. Auf Pamela Rendi-Wagner sowie ihre Herausforderer Andreas Babler und Hans Peter Doskozil entfielen jeweils rund ein Drittel der Stimmen: Doskozil lag nach der Auszählung zwar mit 33,7 Prozent in Führung, das aber auch nur mit einem Vorsprung von 2,2 Prozentpunkten auf den Zweitplatzierten Babler (31,5 Prozent), und dieser wiederum mit lediglich 0,1 Prozentpunkten vor Rendi-Wagner.
Eine klare Willensentscheidung sieht anders aus. Allerdings nur auf den ersten Blick.
Denn klar ist zunächst einmal eines: Wenn das Establishment der SPÖ unter Aufbietung all seiner Ressourcen inklusive vier ehemaliger sozialdemokratischer Bundeskanzler für seine Kandidatin nicht mehr als den letzten Platz in einem Dreier-Wettbewerb zusammenbringt, dann ist das eine Blamage sondergleichen.
Es sollte aber auch Doskozil (der „überrascht und sehr glücklich“ umgehend den Führungsanspruch stellte) zu denken geben, dass er nicht viel eindeutiger in Führung liegt. Die eigentliche Überraschung ist eher, dass es Andreas Babler – den man mit guten Gründen für ein Bobo-Bubble-Phänomen halten konnte – schaffte, mit den anderen beiden mitzuhalten.
Vermutlich wäre Doskozil gut beraten, Babler eine Teamlösung anzubieten, anstatt es ihm nur auszureden, beim bevorstehenden Bundesparteitag in eine Kampfabstimmung zu gehen. Aber vielleicht ist das von gestern auf heute (oder schon zuvor) ohnehin bereits hinter den Kulissen passiert.
Rendi-Wagner hat für heute vormittag eine „Erklärung“ angekündigt. Angesichts dieser Wortwahl und der Ankündigung, im Fall einer Niederlage ihren Sitz zu räumen, wird sie dabei wohl ihren Rücktritt bekanntgeben. Häme für sie ist nicht angebracht – Glorifzierung aber ebensowenig. Die eigentlichen Verlierer sind jene SPÖ-Granden, die Rendi-Wagner bis zuletzt gepusht haben, weil ihnen das als bequemste Lösung erschien oder sie die Stimmung an der Basis nicht mehr deuten können.
Aber damit hier nicht nur gemosert wird, haben wir auch nach positiven Nebenwirkungen gesucht, die der Machtkampf in der SPÖ hatte. Und auch wenn Sie es nicht für möglich halten: Es gibt sie – mehr darüber gleich von Barbara Tóth und Josef Redl, die gemeinsam mit Nina Horaczek bis gestern spät nachts an einer großen Geschichte zum Thema für die kommende Falter-Ausgabe gearbeitet haben.
Außerdem: Soraya Pechtl hat den Überblick, bei welchen U-Bahn- und Bim-Linien es in den kommenden Wochen zu Beeinträchtigungen und Ausfällen kommt. Und Andrea Dusl weiß, wer oder was eine „Schreamsn" ist.
Einen schönen Tag wünscht
Martin Staudinger
PS: Nein, der Hannovermarkt liegt nicht im 2., sondern im 20. Bezirk. Aber: Ja, wir haben das gewusst, bloß hat es der Nuller nicht hinter den Zweier geschafft, weil er (also der Nuller) nach diversen Marktachterln für eine Promilleangabe gebraucht wurde. Wir bedauern!
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Nebenbei gar nicht schlecht
Warum der Machtkampf in der SPÖ für die Partei auch ihr Gutes hatte.
von Barbara Tóth & Josef Redl
„Chaostage in der SPÖ!“ – Schlagzeilen wie diese konnte man oft lesen, seit die amtierende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner am 6. März in einem trotzigen ZiB2-Interview einen Sonderparteitag samt Kampfabstimmung um die Führung nicht ausgeschlossen hat. Die Wochen danach gerieten zu einer permanenten Selbstbeschädigung der SPÖ. Trotzdem: Der Prozess, den Rendi-Wagner eher unfreiwillig in Gang setzte, hatte für die Partei auch positive Aspekte.
© FALTER/PM Hoffmann
Sowohl sie als auch ihre Herausforderer haben der SPÖ (vielleicht auch unverhofft) mit ihren Aktivitäten im Machtkampf das eine oder andere Gute getan – und nebenbei ihr eigenes Profil geschärft.
Mit der Notwendigkeit konfrontiert, sich im Machtkampf um die Parteispitze zu positionieren, hat Pamela Rendi-Wagner endlich wieder aktiv kommuniziert und dabei, SPÖ-Themen öffentlichen Aufmerksamkeit verschafft: Kinderarmut, Kampf gegen die Teuerung, „Gierflation“, Reichensteuer, Arbeitszeitverkürzung beispielsweise. Ausnahmesweise dominierten einmal nicht FPÖ und ÖVP mit ihrer Trias aus Integration, Migration und Österreich-Patriotismus die öffentliche Debatte. Die Blockade von Zwei-Drittel-Mehrheiten durch die SPÖ im Parlament mag zwar inhaltlich diskutabel sein, weil sie etwa das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz und Energieeffizienzgesetz und damit den Klimaschutz trifft – aber die Partei schärfte damit zumindest ihr Profil als Oppositionskraft.
Andreas Babler sorgte als dezidiert linker Hoffnungsträger für tausende Parteieintritte. Er mobilisierte einerseits junge Wählerinnen und Wähler, denen die SPÖ aufgrund der Dominanz eines selbstgefällig, bräsig und spießbürgerlich wirkenden Establishments zuvor wenig attraktiv erschienen war. Andererseits demonstrierte Babler als gelernter Kleinstadt-Bürgermeister wieder einmal, dass es noch SPÖ-Politiker gibt, die sich persönlich um die alltäglichen Sorgen und Nöte der so genannten „kleinen Leute“ kümmern – etwas, das in den vergangenen Jahren mehr oder weniger in Vergessenheit geraten war.
Hans Peter Doskozil mag ein Quertreiber sein. Er hat sich aber zumindest in einem Punkt Verdienste um die Partei erworben: Es war hoch an der Zeit, endlich einmal die schlecht gemanagte SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße infrage zu stellen und den Wiener Machtzirkel herauszufordern – also die so genannte Liesinger Partie, die sich als heimliche Führung der Partei sieht, und zu der neben dem ehemaligen Bundeskanzler Werner Faymann auch die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig gehören. Die „Liesinger“ büßen angesichts der Tatsache, dass die von ihnen protegierte Rendi-Wagner bei der Mitgliederbefragung einigermaßen durchwachsen abgeschnitten hat, einiges an Autorität ein – das dürfte für die Partei kein Nachteil sein. Immerhin haben sie den alles andere als erfolgreichen Kurs der SPÖ in den vergangenen Jahren substanziell mitbestimmt.
MQ Sommerfest, Do 25.05. ab 17h – Eintritt frei
Mit künstlerischen Highlights, Performances und Konzerten startet das MuseumsQuartier an insgesamt fünf Tagen in die Sommersaison. Den Auftakt macht das MQ Sommerfest am 25. Mai mit freiem Eintritt in die Museen ab 17h, Konzerten von EsRAP & Gasmac Gilmore und Clara Luzia sowie vielen weiteren Programmpunkten!
Alle Programmdetails unter https://www.mqw.at/summer-opening
Scheuba fragt nach...
… bei Johannes Wesemann
Umweltaktivist Johannes Wesemann (© AllRise)
Florian Scheuba verrät, wie für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sein eigenes Zensur-Gesetzes und für Sebastian Kurz seine Familienbande in der Inseratenaffäre zu Problemen werden könnten. Mit dem Umwelt-Aktivisten Johannes Wesemann spricht er über Selbsthilfe beim politischen Versagen im Kampf gegen den Bodenversiegelungs-Wahnsinn. Die neue Folge ist hier zu hören.
Stadtnachrichten
Ganz schön heiß ist es schon wieder – da trifft es sich gut, dass gerade zwei neue Wasserspielplätze fertiggestellt und eröffnet wurden: Im Floridsdorfer Aupark sorgen auf einer Fläche von 100 m2 unter anderem eine Sprühsäule, mehrere so genannte „Bodendrachen“ (das sind in einer Kurve angeordnete Wasserstrahlen) und drei „Sprühringe“ für Abkühlung. Die Anlage ist ab einer Außentemperatur von 25 Grad in Betrieb und wurde im Zuge des Förderprogramms „Lebenswerte Klimamusterstadt“ der Stadt Wien errichtet.
Der neue Wasserspielplatz im Floridsdorfer Aupark (© PID/Votava)
Im neuen Stadtpark Atzgersdorf wurde sogar ein rund 750 m2 großes Areal zum Wasserspielplatz umgebaut. Hier gibt es etwa einen kleinen Bach, der in eine große Sand-Matsch-Zone mündet. Baumstämme und Holzdecks dienen als Sitzgelegenheiten, Hängematten und Wellenliegen stehen zum Rasten zur Verfügung –und rundherum spenden über 300 Bäumen Schatten. Einen Überblick über alle Wiener Wasserspielplätze finden Sie hier. Rund vier mal pro Tag wird in Österreich ein Muslim rassistisch beleidigt, diskriminiert oder angegriffen. Das geht aus dem aktuellen Antimuslimischen-Rassismus-Bericht der Dokustelle Österreich hervor. 1.324 Fälle von antimuslimischem Rassismus zählte die Stelle im Vorjahr. Zum Vergleich: 2021 waren es 1.061 Fälle, 2020 1.402. Die Zahlen seien allerdings immer nur „eine Momentaufnahme”, meint eine Sprecherin, weil die Dokustelle auch die Netzwerkarbeit in den Bundesländern intensiviert hätte. Um welche Fälle geht es? 1080 Fälle (82 Prozent) ereigneten sich im Internet. 244 offline, also im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz, der Schule, in Öffis oder zu Hause. In Wien zählte die Stelle 112 Fälle, bei denen Musliminnen und Muslime in Wien direkt angegriffen wurden, etwa indem sie angespuckt oder ihnen das Kopftuch heruntergerissen wurde. Betroffen seien vor allem Frauen. Von den 135 Offline-Fällen, bei denen das Geschlecht der betroffenen Person bekannt ist, waren 98 Frauen und nur 37 Männer. Ümmü Selime Türe, Vorstandsmitglied der Dokustelle, fordert nun von der Politik „konkrete Maßnahmen, um Betroffene zu schützen“.
Vekehrsnachrichten
Soraya Pechtl
Im Sommer werden wieder Öffi-Gleise saniert, Haltestellen modernisiert und Tunneldecken repariert. Wo Sie mit Behinderungen und Ausfällen rechnen müssen: Sie kennen das ja, Sommerzeit ist Baustellenzeit. Im Juni, Juli und August berichten wir regelmäßig von Straßensperren, Umfahrungen und aufgebrochenen Gehwegen. Heuer wird’s aber auch für die Öffi-Nutzer ein wenig unbequemer (wobei wir ja durchaus froh sind, wenn die Gleise gewartet werden). Gleich an drei Haltestellen kommt es zu größeren Baustellen. Wo Sie mit Sperren rechnen müssen und wie Sie ausweichen können: U6: An zwei Wochenenden kein Betrieb zwischen Neue Donau und Floridsdorf Die U6-Station Floridsdorf bekommt im Sommer neue Gleise und eine neue Wendeanlage. Von Freitag, 9. Juni (ab 22 Uhr) bis Sonntag, 11. Juni (Betriebsschluss) sowie von Freitag, 16. Juni (ab 22 Uhr) bis Sonntag, 18. Juni (Betriebsschluss) fährt die U6 nicht zwischen Neue Donau und Floridsdorf.Viele Baustellen
Kurzführung der Linie U6 an zwei Juni-Wochenenden (© Wiener Linien)
Ausweichmöglichkeiten: Zwischen den Stationen Jägerstraße und Floridsdorf können Sie auf die Bim-Linie 31 umsteigen. Zwischen Handelskai und Floridsdorf fährt weiterhin die S-Bahn. Nachts gibt es die Buslinien N29 und N31. U4: Im Juli kein Betrieb zwischen Schwedenplatz und Schottenring Vom 1. Juni bis 1. Oktober wird die Tunneldecke der U4 am Franz-Josefs-Kai saniert (der Auto, Rad- und Fußgängerverkehr bleibt aufrecht, es wird aber zeitweise eine Fahrspur gesperrt). Im gesamten Juli wird die U4 nicht zwischen Schwedenplatz und Schottenring fahren.
Geteilte Linienführung auf der Linie U4 (© Wiener Linien)
Ausweichmöglichkeiten: Die Straßenbahnlinien 1 und die U2Z (sie wird im Juli bis Schwedenplatz verlängert). Achtung: Die Nachtbushaltestelle finden Sie bis 2. Oktober am Grünstreifen am Schottenring. Matzleinsdorfer Platz: Einige Bim-Linien halten nicht Der Matz ist wegen der U-Bahn-Bauarbeiten schon lange eine Großbaustelle. Im Sommer wird nun ein neuer Lift für die U2 gebaut. Von 3. Juni bis inklusive 3. September halten daher die Bim-Linien 1 (Fahrtrichtung Stefan-Fadinger-Platz), 18 (Richtung Burggasse-Stadthalle), 62 (Richtung Lainz/Wolkersbergenstraße) und die Badner Bahn (Richtung Baden, Josefsplatz) nicht am Matzleinsdorfer Platz.
Frage des Tages
Die richtigen Lottozahlen der nächsten Ziehung Den Vornamen des Partners, den man heiraten wird Das Datum des ersten Schneefalls im kommenden Winter Auflösung von gestern: Die älteste öffentlich zugängliche Parkanlage Wiens ist weder der Türkenschanzpark noch der Sternwartepark, sondern der Stadtpark, der im Jahr 1892 für die Bevölkerung freigegeben wurdeWas sieht man einer alten Legende nach, wenn man seine Augen mit dem Wasser des Agnesbründls an der Höhenstraße benetzt?
2023 treffen sich erneut die führenden Köpfe der Kreativszene in Wien. Am 31. Mai und 1. Juni bringen die Creative Days Vienna 2023, im Rahmen des von der Wirtschaftsagentur Wien initiierten Startup-Festivals ViennaUP’23, internationale Kreativ- und Kulturschaffende für ein inspirierendes zweitägiges Vortrags-, Workshop- und Networking-Programm zusammen.
Im Fokus steht dabei die Frage, wie digitale Technologien die Zukunft kultureller Erlebnisse prägen und dabei neue Möglichkeitsräume eröffnen.
Event des Tages
Gerhard Stöger
Acht Jahre Schauspielhaus Wien unter der Intendanz von Tomas Schweigen gehen zu Ende: Besonders eindrücklich war sein Langzeit-Projekt, bei dem er das Theater in ein verwinkeltes Hotel verwandelte. Mit „The End of it all“ verabschiedete sich damals die Crew von der künstlerischen Herberge. Nun feiert das Schauspielhaus-Ensemble mit der Extended Version „The Very End Of It All And Everything“ drei Tage lang den Abschied von der Ära Schweigen. (Sara Schausberger) Schauspielhaus Wien, 20.00 (auch Mi, Do 20.00)Theater
Buch
Klaus Nüchtern: Famose Vögel Über zwei Jahre lange habe ich als FaVoWa (Falter-Vogel-Wart) im FALTER.morgen jeden Dienstag meinen Dienst versehen und einen „Vogel der Woche“ (VdW) präsentiert. Die selbstgestellte Aufgabe war dabei stets dieselbe: Beim VdW sollte es sich um eine möglichst aktuelle Sichtung handeln, und der FaVoWa musste davon ein Foto mitbringen, das zumindest gut genug war, um als glaubhafter Sichtungsbeleg gelten zu können. Der Anspruch des FaVoWa, nämlich zur Hebung des allgemeinen Vogerlaufmerksamkeitniveaus beizutragen, dürfte erfolgreich gewesen sein, wie die Zugriffe und Reaktionen auf diese Kolumne belegten. Weil dem FaVoWa allerdings zuletzt schlicht die Vögel auszugehen drohten, hat sich der Falter dazu entschlossen, die Serie in Würde auslaufen zu lassen und die VdW-Kolumnen in Buchform herauszubringen. Abgesehen von den ausgewählten und überarbeiteten Texten enthält das Buch statt der mehr oder weniger verhuschten Fotos des FaVoWa nun brillant naturalistische Illustrationen von Silvia Ungersböck, sodass „Famose Vögel“ seriöse Bestimmungsbücher zwar nicht zu ersetzen vermag, aber immerhin als ein Einstiegs-und Amüsierbrevier für Menschen taugt, die der Ehrgeiz gepackt hat, einen Buntspecht von einem Blumentopf unterscheiden zu können. (Klaus Nüchtern) Die gesamte Rezension und mehr über das Buch unter faltershop.at
Gemeinsam für unsere Demokratie / Über Europa reden!
25. Mai, 18 Uhr in der Wiener Urania
Wir laden Sie zu einem Dialog mit der Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, ein. Melden Sie sich hier an, kommen Sie vorbei und fragen Sie die Präsidentin des Europäischen Parlaments über die Zukunft der EU, die Prioritäten des Parlaments, internationale Politik und Themen, die junge Menschen am meisten beschäftigen.
Fragen Sie Frau Andrea
Liebe Frau Andrea, ich bin gerne in den Bergen unterwegs. Am liebsten abseits der Wege, also „g'schreams". Woher kommt dieses Wort, das mir seit meinem Aufwachsen im Obersteirischen geläufig ist? Nicht nur für das Weglose im Gebirge, auch für „schräg",„ungerade" oder „krumm". Auch kenne ich zwei Orte mit dem Namen Schrems (einen in der Steiermark und einen im Waldviertel, wo das Schremser Bier herkommt). Liegen diese Orte gschreams in der Gegend? Auf Aufklärung hofft Reinhard Wimmler, Liezen, Murau, Graz, per E-MailWohin führt die Schreamsn?
Hier geht eindeutig einer über die Schreamsn (© Wikicommons)
Lieber Reinhard, sehen wir uns zunächst die Schrems(e) an. Neben der niederösterreichischen Biermetropole gibt es sogar zwei steirische Orte namens Schrems. Einen auf dem Gemeindegebiet von Fladnitz an der Teichalm, den anderen auf dem von Frohnleiten. Alle genannten Schrems(e) leiten sich wohl von Skremenica oder Skremelica ab, einem Gewässernamen slawischer Herkunft mit der Bedeutung "Kieselbach" (von slawisch "kremen", harter Stein, Kiesel). Unsere auch in Wien bestens bekannte Schreamsn ist germanischer. „Über die Schrems(n) gehn" bedeutet im Bairischen, eine Kurve zu fahren oder einen Bogen zu gehen. Im Österreichischen hat die Diphthongierung von „e" zu „ea" vor dem Nasal aus der Schremse die Schreams(n) erzeugt. Das Adverb schreams bedeutet quer, schräg. Die Schreams(n) ist die schräge Lage, „noch da Schreamsn" geht, wer querfeldein ab- oder aufsteigt. Eng verwandt mit der Schremse, Schreamsn ist die Schramme. Im heutigen Sprachgebrauch eine harmlose und oberflächliche Hautabschürfung, bezeichnete sie ursprünglich eine schräg oder quer zugefügte Schwertwunde. In der Bergbau-Sprache hat sich diese ältere Bedeutung noch erhalten, dort bezeichnet man die schlitzende Art der Gesteinsarbeit als schrämen. Dabei wird das Gestein mit spitzem Eisen, dem Berg- oder Schrämeisen, ausgemeißelt, um einen schmalen Schlitz, den Schram(m), zu schlagen. Wortgenauigkeitsfreunde wandern, eine Flasche Schremser in der Hand, in einem der steirischen Schremse querfeldein. Dreifach g'schreamt sozusagen.
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